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Konzepte

Antisemitismus:

Unter Antisemitismus wird in der Forschung mehrheitlich ein geschlossenes Denksystem verstanden, das den „Juden“ die Macht zuschreibt, gesellschaftliche Prozesse konspirativ zu steuern und zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Dieses Denken manifestiert sich in judenfeindlicher Sprache und Gewalt. Es basiert häufig auf starken Emotionen, die mit einer rigiden moralischen Trennung guter und böser „Mächte“ sowie der Konstruktion homogener kollektiver Identitäten – vor allem nationaler und religiöser – verknüpft sind.

Aktuelle Typen des Antisemitismus sind neben dem „klassischen“ rassistischen Antisemitismus vor allem Sekundärer Antisemitismus und Antizionismus (auch „Israel-bezogener Antisemitismus“). Sekundärer Antisemitismus bezeichnet das Phänomen, dass die nationalsozialistische Vernichtung der europäischen Juden relativiert oder gar geleugnet wird und Täter- und Opferrolle umgekehrt werden. Antizionismus bezeichnet eine mit Delegitimierung und Dämonisierung verknüpfte einseitige Kritik des Staates Israel, bei der mitunter explizit auf antisemitische Narrative zurückgegriffen wird (z.B. durch Verweise auf Rachsucht, „Kindermörder“, „jüdische Verschwörung“, Bereicherung am Holocaust).

Politisch-islamischer Antisemitismus:

Der Antisemitismus ist ein zentrales ideologisches Element des gegenwärtigen Politischen Islam. Unter Politischer Islam wird dabei eine Soziale Bewegung verstanden, die eine Politisierung der islamischen Religion und Religionisierung des Politischen anstrebt.

Aus dem europäischen Raum im Laufe des 20. Jahrhunderts in muslimische Länder exportiert, dient der Antisemitismus dort der Mobilisierung von Anhängern islamistischer Gruppen. „Juden“ bzw. „Zionisten“ werden dabei als Verantwortliche der wahrgenommenen Krise der islamischen Zivilisation identifiziert. Diese Semantik des politisch-islamischen Antisemitismus hat durch in Deutschland aktive islamistische Organisationen wie Milli Görüs, Muslimbruderschaft oder Hizb ut-Tahrir auch unter Muslimen in Deutschland Verbreitung gefunden.

Jüdinnen und Juden in Deutschland:

Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist sehr heterogen und das Projekt hat explizit das Ziel, die Heterogenität der jüdischen Perspektiven auf Antisemitismus im Allgemeinen und politisch-islamischen Antisemitismus im Besonderen abzubilden. Laut Schätzungen (www.jewishdatabank.org) lebten 2019 im weitesten Sinne etwa 225.000 Jüdinnen und Juden in Deutschland. Circa 95.000 davon waren Mitglied in einer der jüdischen Gemeinden. Die große Mehrheit der in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden sind Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion bzw. deren Kinder und Enkel. Die größten Gemeinden befinden sich in Berlin, München und Frankfurt.

Verantwortlichkeit: