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HYVES

Hybridvertrauen in Sprachassistenten

In den letzten Jahren hat die Verbreitung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Alltag zugenommen. Algorithmen schreiben journalistische Meldungen, empfehlen Nutzenden Produkte und unterstützen das Personalmanagement in der Suche nach neuen Mitarbeitenden. Eine weitere KI im Alltag stellen Sprachassistenten dar. Diese digitalen Interaktionspartner können auf mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets oder heimbasierten Smart Speakern installiert sein, über Spracheingaben aktiviert werden und per Sprachsynthese antworten. Diese neuartige Medientechnik wird von einer noch kleinen, aber stetig wachsenden Gruppe an Menschen genutzt.

Während die Nutzung von KIs im unternehmerischen Umfeld mit Effizienz- oder Umsatzsteigerung erklärt werden kann, sind die Gründe für die steigende private Nutzung von Sprachassistenten noch weitgehend unerforscht. Warum verwenden Nutzende zum Beispiel Programme, deren Funktionsweise sie nicht durchschauen können und mit denen sie bisher nur wenige Erfahrungen gemacht haben?

Eine plausible Erklärung ist das Konzept des Vertrauens. Vertrauen ist eine Bedingung zahlreicher alltäglicher Interaktionen, die Unsicherheit reduziert, wenn Vertrauensgebende die Leistungen von Vertrauensnehmenden nicht einschätzen können, und damit Orientierung bietet. Vertrauen ist ein Schlüsselkonzept in den Sozialwissenschaften. Es ist nicht nur in sozialen Interaktionen, sondern in zahlreichen Szenarien wie im Umgang mit Medien, Technik, im Bezug auf politische Institutionen oder die eigenen Fähigkeiten von großer Bedeutung.

Es ist anzunehmen, dass sich für das Eingehen und Aufrechterhalten von Interaktionen mit Sprachassistenten eine eigene Form von Vertrauen entwickelt, die sich aus einer Mischung von bisher angewandten Vertrauenskonzepten in technischen, medialen und sozialen Ebenen ergibt, also ein Hybridvertrauen. Denn Sprachassistenten vereinen Elemente der Technikkommunikation, Medienkommunikation und der interpersonalen Face-to-Face-Kommunikation. Zunächst haben sie eine technische Komponente, da sie programmierte Applikationen und an technische Mittel wie Smartphones, Lautsprecher oder Smart Home-Programme gebunden sind. Zweitens können Sprachassistenten durch ihre Nachrichtenfunktion als eigenständige Medienkommunikatoren gelten: Sie wählen abgefragte Informationen eigenständig aus, stellen sie zusammen und tragen sie vor. Zurzeit werden Sprachassistenten noch hauptsächlich zur Informationssuche genutzt, aber auch die Nachrichtennutzung und Befragung zu tagesaktuellen Ereignissen wie der Corona-Krise gewinnt an Bedeutung. Drittens sind Sprachassistenten soziale Akteure. Ihre bewusst menschlich gestaltete Stimme und die vielfach empathischen und emotionalen Ausdrücke legen die Vermutung nahe, dass sie trotz ihrer Künstlichkeit teilweise als soziale Bezugsperson wahrgenommen werden.

Die theoretische Erarbeitung und empirische Prüfung eines solchen Konzept des Hybridvertrauens ist Ziel des geplanten Projektes.

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