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Foto von© Tilman Schenk

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Postadresse
Universitätsstr. 1, 40225 Düsseldorf
Besucheradresse
Ulenbergstraße 127, 40225 Düsseldorf
Gebäude: 37.03
Etage/Raum: 3.16
Nordrhein-Westfalen Bundesrepublik Deutschland
https://www.sozwiss.hhu.de/institut/abteilungen/soziologie/soziologie-iv/niklas-herrberg

Ausbildung

Seit 05/ 2020: Promotion am Lehrstuhl Soziologie IV (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)

10/2017 bis 02/2020: Masterstudium der Sozialwissenschaften (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)

10/2013 bis 04/2017: Bachelorstudium der Sozialwissenschaften (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)

Berufserfahrung

Seit 04/2020: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Soziologie IV (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)

04/2018 bis 06/2019: Wissenschaftliche Hilfskraft mit Bachelor-Abschluss im Bereich Kommunikations- und Medienwissenschaften (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)

Lehre

Vertiefungsseminar: Antisemitismus in sozialen Bewegungen (Wintersemester 2022/2023)

Aufbauseminar: Rechtsextremismus – Eine Einführung in Theorie und Bewegung (Sommersemester 2022 gemeinsam mit Lisa Hönes)

Vertiefungsseminar: Qualitative Ansätze der Sozialforschung im Vergleich ( Wintersemester 2021/2022)

Vertiefungsseminar: Einführung in die kritische Theorie (Sommersemester 2021)

Übung: Einführung in die soziologische Theorie II (Wintersemester 2020/2021)

Vertiefungsseminar: Eine soziologische Betrachtung von Verschwörungstheorien (Sommersemester 2020)
Übung: Einführung in die soziologische Theorie II ( Sommersemester 2020)

Übung: Einführung in die soziologische Theorie I (Wintersemester 2019/2020)

Publikationen (Peer Review)

Beyer, H. & Herrberg, N., 2023. The revelations of Q. Dissemination and resonance of the QAnon conspiracy theory among US Evangelical Christians and the role of the Covid-19 crisis. In: Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik. Abrufbar unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s41682-023-00147-2.

Herrberg, N., 2021. Durch Gott legitimiert, das „Reich“ zu befreien: Religiöse Semantiken in der Reichsbürgerszene. In: Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik. Abrufbar unter: https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs41682-021-00072-2.

Vorträge/ Workshops

Jüdische Perspektiven auf die gesellschaftliche Kontroverse um ‚importierten Antisemitismus‘. RADIS-Jahreskonferenz 2023. 13.02. – 15.02.2023, Bielefeld. (mit Melanie Reddig)

‚Verqueres‘ Recht? – Über Strafdeutungen der Querdenken-Bewegung. 41. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. 26.09. – 30.09.2022, Bielefeld. (mit Marcel Müke)

In Hiding? The displacement of German Jews from digital and analog spaces. Annual Meeting of the American Sociological Association. 05.08. - 09.08.2022, Los Angeles. (mit Bjarne Goldkuhle)

Workshop: Rechtsextremismus als Herausforderung für die Soziologie. Arbeitskreis Sociology of the far right, 30.09.2021, digital. (Mitorganisation)

Conspiracy Myths, Antisemitism and Racism among the German Reichsbürger-Scene: Conceptualizing the Reichsbürger-worldview as an attribution of agency. Conference of the European Sociological Association, 31.08. - 03.09.2021, digital.

Die Offenbarungen des Q: Zur Verbreitung und ideologischen Anschlussfähigkeit der QAnon-Verschwörungstheorie bei US-amerikanischen Evangelikalen. Gemeinsamer Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie. 23.08. - 25.08.2021, digital. (mit Heiko Beyer)

Von Gott berufen, um das „Reich“ zu befreien: Religiöse Motive als legitimierende Zuschreibungen in der Reichsbürger-Szene. 40. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. 14.09 - 24.09.2020, digital.

Forschungsschwerpunkte

  • Antisemitismus
  • Verschwörungstheorien
  • Rechtsextremismus (insbesondere die Reichsbürger-Szene)
  • Qualitative Methoden

Promotionsvorhaben

Antisemitismus in Alltag und Öffentlichkeit
Antisemitismuserfahrungen und – deutungen von Jüdinnen:Juden in Deutschland

Ich gehe in meinem Promotionsvorhaben der Frage nach wie Jüdinnen:Juden Antisemitismus in Deutschland erleben und deuten. Das deutende Verstehen von Antisemitismus verweist dabei auch immer auf Vorstellungen von Gesellschaft, von denen man annimmt, dass in dessen Kontext Antisemitismus entstehen und artikuliert werden kann. In diesem Sinne ist nicht nur die Antisemitismusforschung bemüht politisch-kulturelle Gelegenheitsstrukturen von Antisemitismus zu bestimmen. Auch Jüdinnen:Juden stehen (alltäglich) vor der Herausforderung mit einer quasi-sozialwissenschaftlichen Analyseeinstellung ihr Erleben von Antisemitismus im Kontext ihres Gesellschaftsbildes zu deuten.

Meine empirische Analyse von Deutungsmustern der Antisemitismuserfahrung bewegt sich hierbei auf zwei Ebenen. Zum einen führe ich problemzentrierte Interviews mit Jüdinnen:Juden in ganz Deutschland, um meiner Analyse Schilderungen von lebensweltlichen Erfahrungen und deren Deutungen zugänglich zu machen. Zum anderen analysiere ich auch Beiträge von Jüdinnen:Juden sowie jüdischen Institutionen im medialen Diskurs. Hintergrund dieser Unterscheidung ist, dass ich davon ausgehe, dass Deutungsmuster nicht nur lebensweltlich induziert entstehen, sondern auch immer in der Öffentlichkeit mitverhandelt werden. Eine Deutungsmusteranalyse sollte so beide Dimensionen berücksichtigen, ohne jedoch kausale Abhängigkeitsverhältnisse zu postulieren.

Den Analyseprozess gestalte ich hierbei in Anlehnung an Verfahren der Grounded Theory Methodologie. Sowohl die Interviews als auch die Erhebung von Beiträgen aus dem medialen Diskurs finden nach Maßgaben eines theoretischen Samplings statt. Die parallel erfolgende Analyse hat wiederum zwei Schwerpunkte. Zum einen arbeitete ich mit einer explorierenden Kodierung von Schlüsselstellen des Materials zentrale Inhalte heraus, die ich im weiteren Analyseverlauf auch mittels Einbezugs theoretischen Vorwissens interpretativ erschließe. Zum anderen rekonstruiere ich mittels sequenzanalytischer Verfahren implizites Wissen, welches sich mit Material dokumentiert. Dies ermöglicht mir, nicht nur die zentralen Deutungsinhalte näher zu bestimmen, sondern auch auf die Art und Weise der Thematisierung der jeweiligen Deutungsinhalte einzugehen.

In Hinsicht auf die Analyse der Interviews erscheinen mir drei Dimensionen besonders relevant. Zum ersten gehe ich auf das Erleben in konkreten Interaktionssituationen ein. Antisemitismus ist hier zwar für Jüdinnen:Juden nicht allgegenwärtig, jedoch potentiell immer möglich. Er führt zu einer Alltäglichkeit der Nichtnormalität, insofern Antisemitismus in verschiedene und nicht klar antizipierbare Situationen einbrechen kann. Mit Antisemitismus kommt man dabei im Alltag nicht nur in Kontakt, wenn sich dieser gegen die eigene Person richtet. Antisemitismus kann den Alltag von Jüdinnen:Juden auch jenseits konkreter Adressierungen irritieren und gegebenenfalls sprengen. Zum zweiten kann ich zeigen, dass das Verstehen von Antisemitismus durch ein Kontinuum an verschiedenen Deutungen geprägt ist. Auf dem einen Extrempol wird Antisemitismus interaktional-individualistisch gedeutet, während auf der anderen Seite Antisemitismus gesellschaftsstrukturell eingeordnet wird. Als dritten Aspekt interpretiere ich das Erleben von Antisemitismus ferner als Missachtungserfahrung aus der Forderungen nach Anerkennung erwachsen können. Insoweit die Formen der Missachtung vielfältig sind, können auch die Anerkennungsforderungen unterschiedlichen Charakter annehmen. Ich unterscheide hierbei zentral zwischen der Anerkennungsforderungen als gleichwertiger Mensch, als Rechtssubjekt, als Träger einer kollektiven Identität sowie als Individuum mit unterschiedlichen Zugehörigkeiten.

Die Analyse der Beiträge aus dem medialen Diskurs wiederum zeigt, dass dieser als kritische Intervention und Problematisierung zu begreifen ist. Drei thematische Schwerpunkte erscheinen mir hier zentral. Zum einen wird kritisiert, dass das Phänomen Antisemitismus zu oft nicht erkannt und verstanden wird. Dies geht zum zweiten damit einher, dass die Gesellschaft die gesellschaftliche Normalität von Antisemitismus nicht begreift. Drittens bleiben so die erforderlichen Umgangsweisen defizitär, insoweit konkrete Maßnahmen oftmals ausbleiben und die gesellschaftliche Reaktion auf Antisemitismus sich in bloßen Worten erschöpft. Allen drei Themenschwerpunkten liegt dabei ein Gesellschaftsbild zugrunde, dass sich an Akteure richtet, die als erkenntnis- und moralfähig adressiert werden und auf Basis einer bewussten Auseinandersetzung mit Antisemitismus als einem empirisch sichtbaren Phänomen potentiell angemessen Handeln können.

Verantwortlichkeit: