Projekte
Schweigespirale vernetzt: Der Prozess öffentlicher Meinungsbildung aus der Meso-Perspektive
Christiane Eilders, Helmut Scherer
Das DFG-finanzierte Projekt untersucht, welchen Einfluss personale und mediale Informationsquellen in individuellen Kommunikations-Netzwerken auf die Wahrnehmung öffentlicher Meinung und auf die Meinungsbildung zu aktuellen Themen haben. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Menschen mit Widersprüchen in digitalen Umgebungen umgehen, also etwa damit, dass Beiträge in Massenmedien im Widerspruch zu Beiträgen in nutzergenerierten Beiträgen auf digitalen Plattformen stehen und beide via social media von Freunden oder Kolleginnen weitergeleitet und kommentiert werden, die wieder eine andere Sichtweise haben.
Die Frage setzt an der Theorie der Schweigespirale und anderen Ansätzen zum Einfluss von Konformität an. Hier wird schon lange eine Forschungslücke zur Rolle von Bezugsgruppen im Prozess der Schweigespirale beklagt. Die geplante Untersuchung soll zur Schließung dieser Lücke beitragen. Der Einfluss von Bezugsgruppen auf die Wahrnehmung öffentlicher Meinung und auf die eigene Meinungsbildung wird im Kontext des gesamten Kommunikations-Netzwerks einer Person betrachtet. Der soziale Nahbereich einer Person steht mit seiner hohen Glaubwürdigkeit dabei in Konkurrenz sowohl zu massenmedialen Quellen, denen eine individuell unterschiedlich hohe Glaubwürdigkeit zugeschrieben wird, als auch zu nutzer-generierten medialen Quellen, mit denen die Person nur lose verbunden ist.
Das Projekt ist eine Kooperation mit Helmut Scherer vom IfK in Hannover und findet an zwei Standorten statt. Die empirische Studie umfasst Befragungen eines Online-Panels und Online-Tagebuch-Studien zu den personalen und medialen Informationsquellen.
#meinfernsehen2021
(Koopererationsprojekt mit bpb und Grimme-Institut)
Zurzeit wird ein Kooperationsprojekt zwischen Düsseldorfer Institut für Internet und Demokratie (DIID), Grimme-Institut und Bundeszentrale für politische Bildung ausgewertet. Christiane Eilders betreibt diese Auswertung in ihrer Funktion als Sprecherin des DIID (https://diid.hhu.de/projekte/meinfernsehen-2021-partizipationsverfahren-zur-zukunft-des-oeffentlich-rechtlichen-fernsehens/), die Forschungsthemen der Professur stehen damit aber in engem Zusammenhang.
V.a. öffentliche Diskurse und Meinungbildungsprozesse unter Bedingungen von Online-Kommunikation sind hier angesprochen. Es geht im Projekt #meinfernsehen2021 darum, die Diskurse zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu untersuchen, die zwischen November 2020 und März 2021 auf der DIID-Plattform im Online-Partizipationsverfahren geführt wurden. Die Auswertung berücksichtigt die in Form von etwa 3000 Nutzerbeiträgen hinterlassenen Meinungen der etwa 500 Teilnehmenden zu aktuellen Diskussionspunkten wie etwa der Umformulierung des Programmauftrags, der Anzahl der Regionalprogramme, der Qualität von Unterhaltungsfernsehen, der Ausgewogenheit politischer Information oder der Zugänglichkeit zum Programm via Mediatheken. Sie erstreckt sich weiter auf die deliberative Qualität der Diskurse, also etwa auf die Zivilität, die Nutzung von Argumenten und die Bezugnahme auf andere Teilnehmende. Schließlich werden auch Verläufe von Meinungsbildungsprozessen in der Gruppe untersucht, als bspw. die Frage, wer eigentlich an einem Diskursstrang mitmacht und diesen wie prägt, wie Positionen zu Konflikten zugespitzt werden oder einem Kompromiss oder Konsensfindungsprozess zugeführt werden.